Manchmal ist es notwendig, unser Leben komplett umzustellen. Benoit Giffard hat das Nomadenleben gewählt und berichtet der CaraMaps Community davon.
1. Hallo Benoît, können Sie sich in ein paar Zeilen vorstellen?
Ich bin professioneller Musiker seit ich 17 Jahre alt bin und habe in diversen Gruppen mit verschiedenen Stilrichtungen gespielt. Außerdem leite ich persönliche Projekte. Ich reise mehr oder weniger seit ich Jugendlicher bin um die Welt, mit einem festen Terminplan und Verantwortlichkeiten. Das Leben auf Tournee ist wunderbar, aber auch anstrengend, und so wurde ich in den letzten Jahren von physischer und moralischer Müdigkeit eingeholt. Im Frühjahr 2019 verließ ich meine Gruppen, meine WG, meine Freunde und meine Verlobte, um mit dem Van um die halbe Welt zu fahren. Ich kaufte einen großen Lieferwagen, der bereits teilweise ausgebaut war, und stellte ihn nach meinem Geschmack fertig. Ich fügte auch ein Soundsystem hinzu, sodass ich von unterwegs Konzerte geben kann.
2. Wie kam es zu dieser Begeisterung für das Vanlife?
Bevor ich den Bus gekauft habe, hatte ich keine besondere Affinität für diese Art des Reisens. Ich bin allerdings als Kind oft mit dem Wohnwagen verreist. Ich hatte wenig mit dem Leben auf der Straße zu tun, bevor ich mich mit einem gewissen Bedürfnis konfrontiert sah, meinen Lebensstil aufzugeben. Ich habe schnell Geschmack an der Freiheit gefunden und mittlerweile bereitet es mir große Freude, an wunderschönen Orten zu schlafen, die täglich wechseln. Das Leben das von Uhrzeiten, Erfolg und Leistung bestimmt wird habe ich hinter mir gelassen.
3. Reisen Sie alleine?
Ja, ich reise alleine. Dieser Lebenswandel wurde für mich durch das Bedürfnis nach Einsamkeit, Ruhe und Frieden ausgelöst. Ich bin alleine unterwegs, um mich mit der Natur und mir selbst auseinander zu setzen. Es ist ein großer Unterschied, ob man alleine oder sogar nur zu zweit ist. Wenn man Mehrere ist an einem Ort mit einer anderen Kultur, deren Gepflogenheiten man nicht kennt, neigt man dazu, unter sich zu bleiben… Abgesehen davon kann Einsamkeit ein bedeutender Faktor des Zweifels sein, und sich auf jemanden zu verlassen, hilft, nicht aufzugeben, wenn man vor einer Wand steht. Aber dieser Jemand kann auch ein Fremder sein, dem man in einem schwierigen Moment begegnet. Der Zustand der Not ist einer der besten Beschleuniger für den Austausch und das Teilen mit Anderen.
4. Wie lange reisen Sie schon im Van?
Mein Bulli ist seit einem Jahr mein Zuhause und ich habe seitdem eine enge Beziehung zu ihm aufgebaut. Ich bin fest entschlossen ihn so lang zu behalten, bis er nicht fahren mehr kann. Wenn es soweit ist, dann kann ich ihn auf einem Grundstück parken und ihn als Gästehaus oder WG-Zimmer behalten.
5. Wie viele Länder haben Sie bereist?
Bisher habe ich 14 Länder durchquert, in manchen bin ich fast einen Monat geblieben, durch andere bin wegen winterlichen Temperaturen schneller gefahren.
6. Was war Ihre erste Reise und was hat Sie dabei geprägt?
Meine erste Reise hat mich von Puy-en-Velay 2 Jahre nach Singapur geführt. Ich musste sie bei meiner Ankunft in Kappadokien (Türkei) wegen des Wiederaufflammens der bewaffneten Konflikte im Osten (Iran) und Süden (Syrien) und der erheblich gestiegenen administrativen Schwierigkeiten bei der Durchquerung Kleinasiens verkürzen. Was mich am meisten beeindruckt hat, ist, glaube ich, dass 75% der Landschaften, die ich durchquert habe, auch in Frankreich hätten liegen können. Das hat mich erkennen lassen, welch unglaubliches Glück wir haben, ein Land mit einer der reichsten geographischen Vielfalt der Welt zu haben: 4 Meere, 1 Ozean, 3 große Gebirgsketten, 500 Millionen Jahre alte Vulkane, Schluchten, Klippen, Wasserfälle, Buchten, trockene und stark bewachsene Gebiete, gelbe, braune Böden…
7. Was heißt es für Sie, mit dem Van zu reisen?
Reisen mit dem Van bedeutet für mich Freiheit, zumindest eine physische Freiheit. Wirkliche Freiheit entsteht im Kopf, aber die räumliche Freiheit ist eines der besten Mittel, sich dieser anzunähern. Reisen mit dem Van gibt die Möglichkeit, sich jeden Tag einen Wohlfühlort auszusuchen. Morgens aufzuwachen und nicht zu wissen, wo man abends schlafen wird, ist ein berauschendes Gefühl, wenn man es als Bereitschaft für das Unerwartete, für Überraschungen, für Begegnungen betrachtet.
Es ist außerdem ein Mittel, sich überall zu Hause zu fühlen und dem Begriff “Weltenbürger” wirklich Sinn zu verleihen. Mit dem Van zu reisen bedeutet schließlich, ein System von Einschränkungen zu schaffen, das einen Rahmen schafft, in dem sich einige Optionen schließen, während sich andere öffnen. Es ist zum Beispiel oft schwierig, in großen Städten zu parken, was einen dazu bringt, auf dem Land zu bleiben, in der Natur, wo einfache Dinge zählen und der Tumult großer Städte weit entfernt ist.
8. Welche ist Ihre schönste Erinnerung?
Als ich die albanische Küste entlang fuhr und dann östlich in Richtung Berge abgebogen bin. Es ist anzumerken, dass in diesem Land ein großer Teil der Straßen nirgendwohin führt, weil ihr Bau gestoppt wurde. Nach 80 km auf einer Straße in einem schönen, von bewaldeten Berghängen umrahmten Tal stand ich einer Barriere ohne Ausweg gegenüber, die das Ende der Straße bedeutete. Ich habe also Kehrtwende gemacht, um das Gebiet zu umfahren. Von dort aus verirrte ich mich in den Bergen und fand mich auf einer herrlichen Hochebene wieder, isoliert und ohne jede Spur von Menschen. Diese kleine Ecke Paradies wurde mein Ausgangspunkt für eine einwöchige Wanderung, bei der ich 2 Hirten und ihre Ziegenherden traf.
9. Haben Sie andere Reisen geplant?
Nach meiner Rückkehr nach Frankreich habe ich wieder mit Konzerten begonnen und möchte vor allem das eigene Land bereisen und seine Schönheit und Vielseitigkeit entdecken. Meine Route wird dann von meinen Konzerten bestimmt. Ich möchte auf jeden Fall nach Queyras, in die Pyrenäen, den Jura, die Drôme, die Monts d’Arrée…
10. Welche Gewohnheiten pflegen Sie auch stets beim Reisen?
Immer an eine Wasserstelle denken, wenn ich parke.
11. Was können Sie Menschen empfehlen, die sich auf diese Art von Erfahrung einlassen wollen?
Vielen Menschen denken, dass Sie mehr Probleme als schöne Momente erleben, wenn Sie planlos und ohne Fallschirm ins Abenteuer aufbrechen. Das ist falsch. Meistens ermöglicht uns das Abenteuer Dinge zu erleben, zu sehen, die wir nie für möglich gehalten hätten. Das Unerwartete ist die meiste Zeit ein redseliger und wohlwollender Beschützer. Tatsache bleibt, dass die Planung eines Minimums an Dingen am Anfang eine gewisse psychologische Stabilität ermöglicht. Man muss bereit sein, loszulassen.
Vielen Dank Benoît Giffard, dass Sie Ihre Abenteuer und Lebensumstellung mit der CaraMaps Gemeinschaft geteilt haben.
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